WEEK 6
16.10.22
@
Sofi Stadium
Los Angeles,Kalifornien

Das Carolina-Chaos

Überall pfeifen es die Twitterer von den Dächern: "Geht bloß nicht ins SoFi Stadium an diesem Wochenende – dort gibt es nichts zu sehen.“ „Not gegen Elend!" „Rams ohne O-Line gegen Carolina ohne QB – wer macht wohl als Erstes ein Field Goal?“ Man könnte meinen, es spielen zwei Kreisligamannschaften gegeneinander. Tatsächlich ist eher die Frage, wer am Sonntag um 22:05 Uhr deutscher Zeit überhaupt für die jeweiligen Teams auflaufen kann, da die Länge des Injury Report mit der Länge der aktiven Roster beider Teams wetteifert. Doch der Reihe nach!

Über die Panthers

Division: NFC South
Record 2022: 1-4
Standing: 4th
Key Players: RB Christian McCaffrey, WR Robbie Anderson, WR DJ Moore, LB/DE Brian Burns, P Johnny Hekker

Chaos im Coaching Staff

Die Panthers haben nach der letzten Niederlage (37-15 gegen die 49ers) ihren HC Matt Rhule entlassen. Der neue Mann an der Seitenlinie heißt Steve Wilks. Der war bisher meist Assistant Coach, und nur eine Saison lang Head Coach in der NFL. Das war 2018 bei unseren Divisionsrivalen in Arizona, aber dort war zu dem Zeitpunkt gerade ein ähnliches Chaos wie bei den Panthers nun: Nach einer 3–13 Saison wurde er gefeuert, mehr dazu und warum er den Job in Carolina trotzdem angenommen hat, im verlinkten Artikel oben.

Chaos in der Offense

Nachdem QB Baker Mayfield mit vielen Vorschusslorbeeren aus Cleveland kam, konnte er in den ersten fünf Saisonspielen nicht wirklich abliefern. Moment, das ist untertrieben: Was ich von ihm auf RedZone gesehen habe, war eine mittlere Katastrophe und erinnert mich stark an QB Sam Darnolds erste Saison in Charlotte im Jahr davor. Kaum Chemie mit den Receivern, wenig Kampfgeist, viel Machtlosigkeit. Indessen ist Mayfield mit einer Knöchelverletzung wohl zwei bis sechs Wochen raus und statt ihm wird nicht Darnold (IR) starten, sondern der ehemalige XFL-QB PJ Walker. Nachdem Mayfield im vierten Viertel gegen die Niners (möglicherweise schon wegen der Verletzung, aber auch wegen des Spielstandes) auf die Bank gesetzt wurde, schaffte Walker mit fünf angekommenen Pässen bei sechs Passversuchen eine achtbare completion percentage, aber es war auch Garbage Time Football und Punkte kamen dabei nicht heraus: Sein Pass in die Endzone bei 4th and 13 mit knapp über 20 Sekunden Restspielzeit auf der Uhr war weit überworfen und der Receiver hatte auch nicht damit gerechnet. Die Receiver leiden natürlich auch unter dem inkonsistenten QB-Play, Leading WR Robbie Anderson hat 206 Receiving Yards in 5 Spielen, und davon kamen 75 bei seinem einzigen TD. Der Einzige, der konsistent abliefert, ist, keine Überraschung: RB Christian McCaffrey. Ob als Sicherheitsventil im Passspiel (188 Yards in fünf Spielen, 7.2 Yards pro Reception) bei kurzen Pässen, wenn alle anderen Ziele gedeckt sind oder im Laufspiel (324 Yards, 4.5 Yards pro Versuch), der verletzungsanfällige Star ist der einzige Hoffnungsschimmer bei der Truppe aus North Carolina. Insgesamt konnten sie bisher nur 13 Big Plays kreieren und nur 7 Offensiv-Touchdowns erzielen - sie stehen statistisch gesehen absolut im Tabellenkeller der Liga, nur dank Kicker Eddie Pineiro, der bereits 11 Field Goals verwandeln konnte, haben sie ein paar Punkte mehr als die Rams auf der Habenseite.

Chaos in der Defense

Bei vier verlorenen Spielen ist die Defense natürlich auch kein Quell stetiger Freude. Während LB/DE Brian Burns mit 21 Tackles (6 TFL, 4 Sacks) und Shaq Thompson (34 Tackles, 1 Pass defended) solide abliefern und auch der ehemalige Ram Cory Littleton (18 Tackles, 1 Pass defended) zum Zuge kommt, lassen die Männer von Interim Defensive Coordinator Al Holcomb (sein Vorgänger Phil Snow wurde zusammen mit Matt Rhule entlassen) 24.4 Punkte pro Spiel zu. Damit sind sie nicht Ligaschlusslicht, 11 Teams stehen noch hinter ihnen, aber für die Playoffs reicht das nicht. In den letzten drei Spielen (von denen sie eines gegen die Saints gewannen) ließen sie im Schnitt 387 Yards der gegnerischen Offensive zu.

Chaos im Injury Report

Chaos in den Matchups

Rams O-Line vs. Panthers D-Line
Es ist die große Frage: Findet die O-Line der Rams zurück zur Stärke der vergangenen Saison? Unwahrscheinlich, dass es sofort passiert, aber es wäre doch wirklich schön für alle Beteiligten, wenn Matthew Stafford ein paar Spielzüge mehr auf seinen Füßen stehend als im Gras liegend beendet. Außer für die Panthers natürlich. Gleiches gilt auch fürs Laufspiel: Die Rams brauchen mehr Yards auf dem Boden, und ohne gutes Blocking geht da bei uns derzeit nicht viel.

Jalen Ramsey vs. Panthers WR
Jalen Ramsey hatte einen schwachen Start in die Saison, aber berappelt sich zusehends. Wenn man vom Auftaktspiel absieht, ist das QB Rating bei Würfen in Richtung unseres Shutdown-Corners mit der Nummer 5 unter 50. Er wird es hauptsächlich mit Robbie Anderson und DJ Moore zu tun bekommen, eventuell auch mit Lavishka Shenault, der gerne als "Budget-Deebo" bezeichnet wird. Kann er einen von ihnen dauerhaft aus dem Spiel nehmen, wäre das natürlich erste Sahne.

Rams WR vs. Carolina Secondary
Mit Safety Jeremy Chinn (IR, Hamstring) fehlt ein wichtiger DB in der Panthers Secondary, auch die CBs Henderson, Horn und Thomas-Oliver III sind Stand Donnerstag als "Questionable" gelistet. Es könnte ein großartiger Tag für jeden, der bei den Rams hauptberuflich Bälle fängt, werden.

Chaos im Fazit

Ziemlich viel Chaos also, das da am Sonntag auf uns Fans zukommt. Aber nicht nur auf der Seite des Gegners. Dennoch: Alles andere als ein Sieg wäre eine große Blamage für die Rams. Aber man darf gerade die Front Seven der Panthers-Defense nicht abschreiben. Wenn die abliefert, wird es ein knappes Spiel. Sollte die O-Line der Rams standhaft bleiben, könnte es ein höherer Sieg für das Team von HC Sean McVay werden.