WEEK 14
08.12.22
@
Sofi Stadium
Los Angeles,Kalifornien

Schock Drive bei Thursday Night Football. Let Baker Bake!

Unter den Thursday Night Lights ist etwas passiert, was vermutlich die wenigsten Rams-Fans erwartet hätten, oder eher: was vermutlich die wenigsten Football-Fans vor dieser Saison erwartet hätten.
Der ehemalige Heisman-Trophy-Sieger und First Overall Draft Pick 2018, Baker Mayfield, wurde in einer Spanne von nur 3 Tagen von den Carolina Panthers entlassen, von den Rams geclaimed, flog nach Los Angeles und führte (nach nur 2 Tagen Trainingsteilnahme) die Rams zum längsten Comeback-Drive der letzten 45 Jahre... Was eine Woche für ihn.
Aber lasst uns da nochmal etwas mehr drauf eingehen. Mayfield wurde am achten Dezember von den Rams vom Waiver Wire geclaimed, doch Mayfield saß bereits im Flieger nach Los Angeles, bevor diese Entscheidung überhaupt final war.
Bereits im Flugzeug stellten die Rams ihm das Playbook zur Verfügung, so dass er sich schon einmal reinlesen konnte. Viel Zeit zum Trainieren mit seiner neuen Mannschaft hatte Baker allerdings nicht, der Mittwoch war nämlich nur ein Walkthrough-Tag, insgesamt warf Mayfield dort angeblich etwa 20 Pässe.

Spielverlauf

Die Raiders konnten ihren Opening Drive nach knapp sechs Minuten mit einem Rushing Touchdown durch Josh Jacobs beenden. Bei den Rams kam danach nicht direkt Baker Mayfield zum Zug, Starting QB war der die gesamte Woche als "questionable" gelistete John Wolford. Dieser spielte insgesamt nur drei Snaps, keiner davon ein Pass, für ein Three and Out. Danach wurde er nicht mehr eingesetzt. Eine mögliche Erklärung dafür wären die NFL-Pensionsregeln, man ist ab drei Jahren mit jeweils drei gespielten Spielen eligible für eine NFL-Rente, ein Spiel gilt ab drei Snaps als gespielt. Mit diesen Snaps wurde Wolfords zweites Jahr voll und er ist der NFL-Rente einen Schritt näher, nett von den Rams.
Mit ihrem nächsten Drive erhöhten die Raiders ihre Führung auf 10-0, die Rams konnten allerdings in Drive Nr. 2, Mayfield war ab hier im Einsatz, ebenfalls ein Field Goal aufs Board bringen. In Drive Nr. 3 schossen die Raiders erneut ein Field Goal. Die Rams konnten sich bis kurz vor die Raiders Red Zone vorarbeiten, Chandler Jones strippte jedoch den Ball von Cam Akers, kein Punktgewinn für das Team aus LA. Offensiv profitieren konnten die Raiders von diesem Ballgewinn jedoch nicht, denn Ernest Jones fing Derek Carrs unpräzisen Verzweiflungspass in der Endzone ab, was die Partie mit einem Spielstand von 13-3 in die Halbzeit schickte.

Nach der Halbzeit konnte keine der beiden Offenses wirklich überzeugen, ersten Punkte kamen erst wieder zum Beginn Quarter 4 mit einem Raiders Field Goal: 16-3. Der erste Drive im finalen Viertel sah aber endlich vielversprechend aus. Ein 75 Yard Drive über 9 Minuten wurde mit einem Cam Akers Touchdown Run aus nächster Nähe beendet. Davor sah es bereits so aus, als ob der Drive vorbei wäre, aber ein Mayfield-Pass auf Cam Akers bei 4th and 1 an der 2-Yard-Linie der Raiders brachte ganz knapp ein neues First Down, mit dem dann der Drive vollendet wurde. Im nächsten Drive versuchte das Team aus Las Vegas, mit vielen Run-Plays Zeit von der Uhr zu nehmen, konnte aber mit einem 3rd Down Stop von Bobby Wagner zum Punt gezwungen werden. Dieser Punt war auch nahezu perfekt und landete an der 2 Yard Linie der Rams. Und dann standen sie da, die Offensivspieler der Rams, mit einem Quarterback, der vor zwei Tagen noch nicht mal alle Namen seiner Receiver kannte, an der Zwei-Yard-Linie, bei einem Spielstand von 16-10, 1:45 auf der Uhr, ohne Timeouts. Der Drive lief zunächst durchwachsen, aber man bewegte sich. Eine Interception wurde durch Defensive Pass Interference zunichte gemacht, die Rams blieben glücklicherweise in Ballbesitz und rückten an ihre eigene 28-Yard-Linie vor. Doch dann sprintete der bärenstarke DE Maxx Crosby um die Rams OL herum und sackte Mayfield für großen Raumverlust. 2nd and 19 bei laufender Uhr war ein potentieller Drive Killer, doch Raiders DT Jerry Tillery traf die Entscheidung, dem gerade wieder aufgestanden Baker Mayfield den Ball aus der Hand zu schlagen, da es so länger dauern würde, wieder in Formation zu kommen. Klare Unsportsmanlike Conduct Penalty. Und so wurden aus Second Down und Parkplatz bei laufender Uhr ein neues First Down und eine gestoppte Uhr. Mayfield warf daraufhin einen guten Ball auf WR Ben Skowronek, der an der rechten Seitenlinie in bester Cooper-Kupp-gegen-Eli-Apple-Manier einen contested Catch herunterpflückte(siehe Titelbild), um 32 Yards Raumgewinn zu erzielen. Die Uhr lief jedoch wieder. Weniger als eine Minute zu spielen. Zwei kurze Pässe auf RB Malcolm Brown und Skowronek später stand man an der 23-Yard-Linie. Mayfield trieb die Männer an die Linie, um den Ball zu spiken und die Uhr anzuhalten, ähnlich wie Stafford in den Playoffs gegen Tampa Bay. 15 Sekunden Spielzeit verblieben. Drei, nein, 4-Receiver Set, Jefferson links, Skowronek rechts, Tutu Atwell im Slot, TE Tyler Higbee ganz rechts, Play Clock auf 2 Sekunden, Malcolm Brown im Backfield. Snap zu Mayfield, kurzer Dropback, und dann kam der umjubelte und nicht für möglich gehaltene Ausgleich, ein 23 Yard Touchdown Pass von Mayfield zu WR Van Jefferson in Man Coverage auf der linken Außenbahn! Noch zehn Sekunden auf der Uhr! Das Timeout, das die Raiders anforderten, um Kicker Matt Gay zu irritieren, verpuffte wirkungslos, da zu früh gecallt. Der treffsichere Gay schoss die Rams ohne Probleme zu ihrer ersten Führung des Spiels. Vegas hatte mit 10 Sekunden und einem Timeout zwar noch eine theoretische Chance auf ein Game Winning Fieldgoal, diese wurde allerdings durch eine Interception beendet. Der zum OLB umfunktionierte Michael Hoecht, der gegen die Seahawks ein Riesenspiel gemacht habe, kam durchs Gap geschossen und hatte Derek Carr im Visier, dieser warf wie kurz vor der Halbzeit einfach mal hoch und weit in die Mitte, in der Hoffnung, dass Star-WR Davante Adams etwas damit anfangen können würde, aber S Taylor Rapp hatte andere Pläne. Endstand 17-16!

Was lief gut?

Obwohl alles gegen ihn stand, performte Baker Mayfield gut. 230 Yards mit einer Completion Percentage von 62,9% und einem Touchdown ohne Training, ohne Receiver 1 und 2 und mit einer bis jetzt durchgängig desaströsen Offensive Line eine definitiv solide Leistung. Aber lasst uns die Receiver nicht zu billig verkaufen, die Mayfield auf Skowronek Connection sah sehr gut aus und Ben ist mit mehreren harten Bällen, trotz Kontakt, runtergekommen. Tutu Atwell fing einige wichtige Bälle an der Seitenlinie, und Van Jefferson kriegte mit ein paar Tips vom verletzten Cooper Kupp den entscheidenden Grab hin.
Die Defense hat diesen Sieg allerdings überhaupt erst möglich gemacht, 2 Turnovers, ein kritischer 3rd Down Stop und nur ein zugelassener Touchdown.

Was lief nicht gut?

So gut die Defense auch im Gesamten gespielt hat, war ein Mann, wie bereits öfter dieses Jahr, deutlich exposed: Jalen Ramsey.
Ramsey hat primär Davante Adams gedeckt. Gegen diesen ließ er 67 Yards zu, insgesamt ließ er 93 Yards zu.
Ansonsten kann man nur den Dauerkritikpunkte des nicht existenten Pass Rush ohne den verletzten Aaron Donald und die O-Line erwähnen. Die PFF Blocking Grades sehen zwar auf den ersten Blick gut aus, aber 4 Sacks sind deutlich zu viel.

Man of the Match

Ganz klar, Baker Reagan Mayfield für diesen insanen 98 Yard game Winning Drive

Play oft the Game

Der Van Jefferson Game Winner

Fazit

Trotz aller Freude muss man dieses Spiel mit etwas Realität sehen, die Raiders sind nicht gut. Wie nicht gut? Sie haben gegen den völlig unerfahrenen Headcoach Jeff Saturday verloren.
Hätten die Raiders die Soft Zones der Rams mehr underneath angegriffen, hätten sie vermutlich mehr als einen Touchdown gemacht.
Doch trotzdem lässt mich dieses Spiel zuversichtlicher auf den Rest der Saison sehen, als ich es letzte Woche noch getan habe.
Mayfield ist als Passer ein klares Upgrade über Wolford und Perkins und seine Pocket awareness hat die O-Line besser aussehen lassen, als sie für die anderen beiden QBs ausgesehen hätte.
Ich bin definitiv gespannt, was Mayfield mit einer vollen Woche Vorbereitung in der McVay Offense anstellen kann.
Ebenfalls positiv gefällt mir die Entwicklung von Tutu Atwell, dieses Spiel hatte er durchschnittlich 10 Yards pro Reception. Langsam entwickelt er sich vor unseren Augen zu dem Deep Threat, die das Rams Front Office vermutlich vor ihren Augen hatte, als sie ihn gedraftet haben.