Die 2022er UDFA der Rams

Obwohl die Rams im aktuellen Draft lange die Füße still halten mussten, bevor mit Logan Bruss in Runde 3 der erste College-Spieler gedraftet werden konnte, waren sie sicherlich in dieser Zeit nicht die ganze Zeit im Pool und auf der Veranda des von Rocket Mortgage zur Verfügung gestellten Draft House. Dies belegt auch die Aktivität, die nach dem Draft stattfand. 17 Spieler wurden als "Undrafted Free Agents" (UDFA) vorgestellt, hier eine kurze Vorstellung und Einschätzung aus der Schlussredaktion.

In alphabetischer Reihenfolge der Vornamen:

Andrzej Hughes-Murrray, EDGE, Oregon State (#2). 6'2" (1,88 m), 230 Pfund (104,3 kg).
Schon als Freshman startete Hughes-Murray in 4 Spielen, sowohl als ILB und OLB. 157 Tackles (81 Solo), 18 TFL, 7,5 Sacks und zwei geblockte Kicks in 50 Spielen (38 gestartet) gelangen ihm in seiner Collegezeit. In seinem letzten Spiel, dem Jimmy Kimmel Bowl gegen Utah State, gelangen ihm sieben Tackles und zwei Sacks. 2019 verletzte er sich schwer am Fuß und kam erst im darauffolgenden Jahr zurück, war aufgrund dessen auf der Watchlist als "Comeback Player of the Year" in seiner Divison. Von den Zahlen her eher ein Run Stopper als ein Rusher, liegt das aber insgesamt an der Spielweise der Teams, auf die die Beavers trafen. Wird es schwer haben, das 53-Mann-Roster zu erreichen, hat aber schon bewiesen, mit Rückschlägen umgehen zu können.

Benton Whitley, EDGE, Holy Cross (#17). 6'4" (1,93 m), 260 Pfund (118 kg).
In seiner Senior Season konnte er 49 Tackles, 11.5 TFL, 5.5 Sacks und 6 QB Pressures und ein forced fumble verbuchen. 2019 gab es 33 Tackles (9 AST), 5 Sacks und 7 TFL. Dreimaliger Ligameister der "Patriot League" in, wo sonst, New England, war er einer der herausragenden Spieler in der besten Defensive der FCS. Whitley ist überraschend schnell für seine Statur und biegt sich außen um seine Gegenspieler herum. Könnte sich in den Special Teams durchsetzen.

Brayden Thomas, DT/DG, North Dakota State (#98). 6'3" (1,90 m), 260 Pfund (118 kg).
Erzielte 9 Sacks in 13 Saisonspielen (2 verletzt) im Jahr 2021, war damit zu über 20% an den 49 Sacks (Teamrekord) der Bisons-Defense beteiligt. Für die NFL ist er als Edge-Rusher etwas undersized, allerdings ist er explosiv und arbeitet viel für seinen Erfolg, der ihm nicht per Statur oder Athletik in die Wiege gelegt wurde. Konnte sich für North Dakota als Rusher und als Runstopper beweisen. Mit der Konkurrenz, die ihn in der Rams-DL erwartet, wird es für ihn trotzdem wahrscheinlich nicht einfach, überhaupt ins Practice Squad zu kommen, und das, sogar falls die Rams keinen Veteran für die EDGE verpflichten. Vielleicht hilft ihm seine Flexibilität, was die Position angeht.

Caesar Dancy-Williams, DB, Wisconsin (# 21). 6'0" (1,81 m), 188 Pfund (85,2 kg).
Williams ist ein ehemaliger Leichtathlet, der in der High School ein respektabler Hochspringer war (Persönlicher Rekord: 6'8" - also etwas über 2,03 Meter). Seine Footballkarriere als Cornerback kam nach einer Redshirt-Saison etwas langsamer in Gang, aber er arbeitete sich hinein. Seine fehlende Erfahrung als Stammspieler könnte es aber schwer für ihn machen, er startete nur in 19 von 35 möglichen Spielen. Contributor für die Badgers Special Teams, vielleicht wird das eine Nische für ihn bei den Rams.

Cameron Dicker, P/K, Texas (# 17). 6'1" (1, 85 m), 215 Pfund (97,5 kg).
Ein Punter, der auch kicken kann. Unter 40 Yards sind Field Goals für ihn einfach, darüber fiel es ihm nicht ganz so leicht. War als Kicker 4 Jahre lang ein Starter, als Punter nur in einem Jahr. Seine Vielseitigkeit könnte ihn auf jeden Fall im Practice Squad halten, da er beide Spezialistenpositionen solide ersetzen könnte. Zeigte schon als Freshman keine Nerven, als er für die Longhorns gegen Oklahoma bei ablaufender Zeit einen 40-Yard-Gamewinner verwandelte. Später tat er es gegen Kansas erneut. Um es mit den Worten von Simon zu sagen: "Ist leider nicht Matt Araiza."

Daniel Isom, S, Washington State (#3). 6'0" (1,81 m), 194 Pfund (88 kg).
Die Rams wollen wirklich, wirklich viel Depth auf den DB-Positionen haben, damit sie Eric Weddle nicht im Falle von Verletzungen zur Unzeit wieder aus dem Retirement holen müssen, ist mein Ansatz angesichts so vieler gedrafteter und verpflichteter Safeties und Cornerbacks. Isom hatte eine wechselhafte Karriere im College, wurde sogar einmal aus dem Team in Washington geworfen, kam aber unter einem neuen Coach ein Jahr später zurück und wurde im darauffolgenden Jahr (2021) sogar zum Team Captain bestimmt. Dass er den Pro Day verpasste, machte es sicherlich nicht einfacher, seine Leistungen zu bewerten, aber Les und Sean wollen in der Defensive anscheinend viele Würfel in den Becher tun und schauen, wie viele davon am Ende eine Sechs werden.

Dion Novil, NT, North Texas (#97). 6'4" (1,93 m), 308 Pfund (139,7 kg).
Er ist ein Behemoth, kein Sprinter, aber wenn er am Center vorbeikommt, dann müssen sich RBs und QBs in Acht nehmen. Tackles mit einem Arm gegen RBs, die probieren, durch seinen Gap zu gehen, waren keine Seltenheit in seinem Tape. 2021 wollte er in jeder Kategorie etwas stehen haben, deswegen machte er 49 Tackles (9 TFL), 23 QB Pressures und 4 Sacks bei 2 forced fumbles (1 recovered) und einer INT (17 Yard Return) in 13 Spielen. Darüber hinaus blockte er zwei Kicks und verteidigte zwei Pässe. Ich bin kein Experte, was Nose Tackles angeht, von daher halte ich mich hier mit einer Einschätzung, die über "Nicht schlecht! Interessant!" hinaus geht, zurück.

Duron Lowe, DB, UTEP/Liberty (# 29). 5'10" (1,78 m), 190 Pfund (86,1 kg).
Ein interessanter Gadget Player, der im College durch zwei 100-Yard-Kick-Return-Touchdowns für die University of Texas at El Paso (UTEP) Miners auf sich aufmerksam machte. Daraufhin transferierte er an die Liberty University, dem Team von QB Malik Willis, der in diesem Jahr von den Titans gedraftet wurde. Ein etwas klein geratenes, schnelles Arbeitstier, das überraschend im Kader landen könnte, nicht zuletzt aufgrund seiner Fähigkeiten als Returner, allerdings treffen diese Fähigkeiten auch auf den gedrafteten Kyren Willams zu, der allerdings nicht primär ein Return-Spezialist war, es aber in der NFL werden könnte, und damit Lowe möglicherweise die Show stiehlt.

Elijah Garcia, DT, Rice (#92). 6'5" (1,96 m), 302 Pfund (137 kg).
Lange Arme, gute Beweglichkeit für seine Größe und ein starker Dip-and-Rip-Move, um OL außen zu schlagen. Guter Bullrush, kann OL zur Not auch durch die Gegend schieben. Seine Vorbilder sind Calais Campbell und Aaron Donald. 2021 machte er 66 Tackles (5.5 TFL), 33 QB Pressures, 5 Sacks. Sowohl ein Run Stopper als auch ein Pass Rusher. Wird noch viel von der Rams DL lernen. Defensive Linemen dominieren ihre Gegner im College häufig über pure Kraft und müssen sich dann in der NFL daran gewöhnen, dass das gegen die Profis nicht mehr so einfach ist. Strengt er sich an, reicht es eventuell zu einem Roster Spot und auf jeden Fall für's Practice Squad. Er bekam einen mit 25000 US$ für UDFAs etwas überdurchschnittlich hohen Signing Bonus, was als Indikator dafür gesehen werden könnte, dass die Rams in definitiv haben wollten und Potential in ihm sehen.

Jack Snyder, OT, San Jose State (#55). 6'5" (1,96 m), 310 Pfund (140,6 kg).
Von der Größe her eigentlich perfekt, muss aber an seiner generellen Athletik und Technik in Pass Protection und beim Run Block arbeiten. Wird es nur aufgrund seiner körperlichen Vorzüge ohne Verbesserung im athletischen Bereich schwer haben, sich in der NFL durchzusetzen, wenn man der Analyse glaubt. Wird wahrscheinlich eher als Guard eine Zukunft haben, für einen OT muss er ein paar Schippen drauflegen. Vielleicht kann er im Practice Squad an seinen Fähigkeiten arbeiten.

Jairon McVea, S, Baylor (#42). 5'9" (1,75 m), 185 Pfund (83,9 kg).
Der Safety des Sugar Bowl-Siegers Baylor Bears (gegen Ole Miss) glänzte im Big 12 Title Game mit einem entscheidenden Tackle bei 4th and Goal kurz vor der Goal Line in den letzten Sekunden des Matches, was seinen Farben den Sieg einbrachte, zu sehen im Video unten. Nicht nur deshalb wird er als solider Tackler gesehen, darüber hinaus kann er auch im Slot covern. Obwohl er ein 6th Year Senior war (normalerweise kann man inklusive Redshirt-Saison maximal 5 Jahre im College spielen, wegen COVID wurde dies um ein Jahr verlängert), war er kein regelmäßiger Starter. Böse Zungen behaupten auf Twitter, dass Sean McVay hier wegen der Klanggleichheit der Namen zugeschlagen haben könnte. Im gleichen Zug wird bezweifelt, dass angesichts der gedrafteten Konkurrenz auf DB allzugroße Chancen auf einen Roster Spot für McVea bestehen. Lassen wir uns überraschen!

Jake Hummel, ILB, Iowa State (#35). 6'2" (1,88 m), 225 Pfund (102 kg).
Soll ein solider Tackler sein, der gut den Lauf verteidigt. Wurde auch im Slot als Passverteidiger eingesetzt. Die Zahlen von 2021: 82 Tackles (inkl. Assists), 5.5 TFL, 2 INT, 4 Passes defended. Spielte auch viel Special Teams für Iowa und die Analysten erwarten dort für ihn eine Nische bei den Rams, um ins Roster zu gelangen. Mit seiner Arbeitermentalität, Willensstärke und Vielseitigkeit erinnert er mich an Cooper Kupp als Linebacker. Wird von mehreren Draft-Analysten als vielversprechend bezeichnet.

Jamal Pettigrew, TE, LSU/McNeese (#80). 6'7" (2,00 m), 247 Pfund (112 kg).
Eigentlich kommt hier ein Tight End von der LSU - er startete dort aber nur selten und verletzte sich 2018 vor der Saison schwer, so dass er kein Spiel absolvieren konnte und 2019 in der 15-0 Saison der LSU in keinem Spiel Starter war. Trotzdem stand er in jedem Match auf dem Rasen, wurde aber nicht häufig angespielt - ein einziger Catch steht zu Buche. 2020 setzte er aus, wechselte dann das College. Auch bei den McNeese Athletics war seine offensive Produktion mit 18 Catches, 132 Yards und einem TD in sieben Spielen eher mickrig. Ist ein Entwicklungsprojekt fürs Practice Squad, könnte als Blocking TE in die Fußstapfen vom abgewanderten Johnny Mundt (zu den Vikings gewechselt, folgte den ehemaligen Rams-Coaches Kevin O'Connell und Wes Phillips) treten.

Keir Thomas, EDGE, Florida State (# 4). 6'1" (1,85 m), 255 Pfund (115,6 kg).
Ein kräftig gebauter, kompakter Rusher, der auch gegen den Run arbeiten kann. Seine athletischen Defizite kompensiert er durch hohen Football IQ gegen den Run. Ist aber nicht der beweglichste Edge Rusher auf diesem Planeten. Hatte 2021 6,5 Sacks und 12 TFL. Sein bestes Spiel machte er gegen Boston College mit 7 Solo-Tackles (3 TFL), 2 Sacks und sechs QB Hurries. Könnte ins Practice Squad kommen, wenn er an seinen Schwächen arbeitet.

Lance McCutcheon, WR, Montana State (#86). 6'3" (1,91 m), 202 Pfund (91,6 kg). Spielte im College sowohl als X- als auch als Z-Receiver, führte seine Truppe häufig in Yards per Catch an. 2021 erzielte er einen Durchschnitt von 81,3 Receiving Yards pro Spiel mit 19,3 YPC. Darüber hinaus standen zum Saisonende 94 Catches, 1741 Yards und 13 Touchdowns in der Big Sky Division zu Buche. Lässt manchmal Bälle fallen, wird darüber aber nicht definiert. Kann auch blocken, hat da aber noch Luft nach oben. Analysten bezeichnen ihn gern als Rookie-Version von Allen Robinson, dem schließe ich mich an. Ob er einen Roster Spot erhält, kommt ganz darauf an, wie sich Ben Skowronek und Tutu Atwell weiterentwickeln. Wenn einer von ihnen Schwächen zeigt, schlägt vielleicht McCutcheons Stunde.

Roger Carter, TE, Georgia State (#5). 6'2" (1,88 m), 249 Pfund (113 kg).
Die Position ist nicht ganz eindeutig, im College spielte Carter viel aus dem Backfield, wird aber bei ESPN als Tight End gelistet, an anderer Stelle wird seine Position als Fullback angegeben. War für seinen QB häufig eine Not-Option, holte einige seiner Yards (rund 300 pro Saison) nach Kontakt. Er spielte 56 Matches in fünf Jahren, holte dabei 96 Receptions, 1224 Yards und 12 TDs. Könnte ein Gadget Player werden, wenn er an Kyren Williams vorbeikommt, was aber nicht gegeben ist.

TJ Carter, DB, TCU (# 7). 5'9" (1,75 m), 189 Pfund (85,7 kg).
Wechselte während seiner Karriere aus Memphis nach Texas zu den Horned Frogs. Wurde viel getargeted und konnte sich nicht immer beweisen. Kommt aus einer ärmeren Gegend Nashvilles mit viel Gang-Kriminalität und sieht Football als sein Ticket dort hinaus. Bisher hat es geklappt, für die NFL stehen seine Chancen aber eher schlecht, speziell aufgrund der zahlreichen Konkurrenz auf der DB-Position, allerdings könnte ihm die Tatsache, dass er sowohl CB als auch S gespielt hat, nützen.

Jonathans Einschätzung

Undrafted Free Agents, oder, wie man sie auf Deutsch nennen würde: Wundertüten. Klar ist nicht jeder Spieler, der hoch gedraftet wird, automatisch ein Starter, und rein theoretisch könnte jeder der 17 Spieler auf dieser Liste am Ende seiner Karriere in die Pro Football Hall of Fame kommen. Doch der Weg dahin ist für die UDFAs mehr als steinig. Man sollte aber keinesfalls überrascht sein, falls es einer oder mehrere dieser Spieler ins Practice Squad oder in den Kader schaffen, gerade in den Special Teams. Prominente UDFAs bei den Rams aus den letzten Jahren, die es zu etwas gebracht haben, sind beispielsweise die LBs Cory Littleton (mittlerweile über die Raiders zu den Panthers gewechselt) und Troy Reeder (mittlerweile bei den LA Chargers). Aus diesem Grund (und weil er der einzige neue ILB aus der bisherigen Offseason ist) hat Autor Blaine Grisak von der Website Downtown Rams Jake Hummel auf der Nummer eins seines UDFA Rankings stehen. Das ist auch aus meiner Sicht der Spieler, dessen Highlights hervorstechen. Darüber hinaus sieht er die Sache realistisch und ist ein harter Arbeiter, außerdem kommt er im Interview bescheiden und geerdet rüber. Schaut es euch selbst an, ich persönlich habe bei ihm ein gutes Gefühl:

Abgesehen davon habe ich ein gutes Bauchgefühl bei Lance McCutcheon und Jack Snyder.