DIVISIONAL
19.01.25
@
Lincoln Financial Field
Philadelphia,Pennsylvania

Im Schneetreiben verloren

Es hätte eine Cinderella-Story werden können. Schon vor der Saison, spätestens aber nach Woche 5, hatte man höchstens noch einen kleinen Funken Hoffnung. Die folgenden Wochen entfachten diesen Funken jedoch wieder und die Rams erhoben sich wie der sprichwörtliche Phönix aus der Asche. So ging es mit hohen Erwartungen für die Divisional Round nach Philadelphia, auch wenn man eher als Underdog gehandelt wurde. Es waren letztendlich drei Dinge, die die lodernden Hoffnungen zum erlöschen brachten, Fumbles, Schnee und Saquon Barkley. In einem vor allem am Ende spannenden Spiel unterlagen die Rams den Eagles mit 22-28.

Spielverlauf

Die ersten Plays der Eagles waren noch unspektakulär, mit kurzen Pässen kam man bis in die Hälfte der Rams. Bei einem Option Play behielt Jalen Hurts dann den Ball, brach einen Tackle von Gallimore und lief 44 Yards bis in die Endzone. Den anschließenden Extrapunkt verschoss Jake Elliot, Zwischenstand 0-6.
Das erste Play der Rams endete fast in einer Interception. Darius Slay setzte sich vor Puka Nacua, konnte den Ball jedoch nicht festhalten. Beim 3&7 landete der Ball in Higbees Armen, wurde jedoch zunächst fälschlicherweise als incomplete gewertet. Eine Challenge von McVay führte zur Korrektur und zum First Down. In den folgenden Plays hatte Kyren Williams einen 20 Yard Lauf, Stafford warf einen 16 Yards No-Look Pass auf Nacua und erlief selbst nochmal 5 Yards zum 4th&1 an der Eagles 10 Yard Line. Der vierte Versuch wurde erfolgreich ausgespielt und schließlich beendete ein 4 Yard Pass auf Higbee den Drive mit einem Touchdown: 7-6.
Der folgende Eagles Drive wurde schnell durch einen Sack von Fiske beendet. Auch die Rams Offense wurde jedoch nach drei Versuchen wieder vom Platz geschickt und anschließend brauchen die Eagles nur wenige Plays um erneut zu Scoren. Saquon Barkley bekam den Ball, fand eine Lücke und lief nahezu unberührt für 66 Yards in die Endzone zum Zwischenstand von 7-13.
Noch war das Feld grün, doch langsam setzte Schneefall ein, wovon sich die Rams jedoch (noch) nicht beeindrucken ließen. Ein 48 Yard Pass, den Demarcus Robinson im Fallen aus den Händen vom Eagles CB Isaiah Rodgers riss, brachte sie an die 19 Yard Line. Viel weiter kam man jedoch nicht und es reichte nur für ein Field Goal. 10-13.

Inzwischen schneite es stärker und das Feld wurde langsam weiß. Durch die Luft hatte Jalen Hurts keinen Erfolg und man beschränkte sich nun fast ausschließlich aufs Laufspiel durch Barkley und Hurts. Die beiden liefen abwechselnd bis an die Rams 30, wo der Eagles QB jedoch beim dritten Versuch von Jared Verse aus der Field Goal Range gesacked wurde.
Der folgende Drive der Rams bot außer einem 20 Yard Pass auf Higbee nicht viel und man puntete den Ball zurück zum Gegner. Die restlichen 5 Minuten der ersten Halbzeit verbrachten die Eagles damit, sich langsam bis an die Rams 32 vor zu kämpfen. Bei einem Sack schlug Omar Speights den Ball aus den Händen von Jalen Hurts. Dieser Fumble konnte zwar von den Eagles recovered werden, brachte sie aber erneut aus der Field Goal Range und mit einem erneuten Sack von Jared Verse lief die Uhr auf 0 und es ging mit 10-13 in die Kabine.
Nach der Halbzeit kamen beide Teams zunächst nur auf je ein 3&Out.
Im anschließenden Drive zeigten die Rams dann zumindest kurzzeitig, wozu ihre Offense in der Lage war. Nach einem 30 Yard Pass auf Kupp erlief auch Kyren Williams nochmal 30 Yards und man klopfte an der Eagles Endzone an. Bei der folgenden Ballübergabe an Williams machte Stafford jedoch einen Fehler und fumblete den Ball, den Williams glücklicherweise recovern konnte. Für einen Touchdown reichte es jedoch nicht mehr und man glich mit einem Field Goal zum 13-13 aus.
Auch im folgenden Drive der Eagles kam man nur langsam vorwärts. Lediglich ein Pass auf Dallas Goedert über 31 Yards, der nur zustande kam, weil das Turf Monster zuschlug und Quentin Lake zu Fall brachte, sorgte für größeren Raumgewinn. Bei einem Sack durch McCollough verletzte sich Hurts sogar am Knie, konnte jedoch mit einer Knee Brace weiter spielen. Letztendlich kickte man ein Field Goal und die Eagles führten erneut mit 13-16.
Es folgte wieder 3&Out und die Eagles bekamen den Ball nach einem starken Punt von Rams-Punter Ethan Evans an der eigenen 4 Yard Line, wo der Punt im Schnee eingeschlagen und liegengeblieben war. Mit dem Rücken zur Endzone erlief Barkley zwar 4 Yards, schon im zweiten Play konnte Neville Gallimore aber Jalen Hurts in der Endzone sacken und holte damit 2 Punkte durch einen Safety. 15-16. Bei diesem Play merkte man, dass Jalen Hurts durch die Verletzung beeinträchtigt war. Obwohl er den Druck kommen sah, unternahm er nicht mal den Versuch zu entkommen.

Bisher hatten die Eagles zwar leicht die Oberhand, die Rams konnten jedoch immer mithalten. Dies sollte sich nun ändern, denn nun verließ sie das Glück. Kyren Williams fumblete den Ball und die Eagles konnten den Ball bis an die 10 Yard Line der Rams zurücktragen. Die Rams Defense schaffte es die Endzone zu verteidigen, ein zunächst gegebener Touchdown wurde zurückgenommen und es reichte nur für ein Field Goal zum 15-19.
Mittlerweile war das Feld so weiß, dass man die Markierungen nicht mehr sehen konnte und man merkte, dass auch der Ball rutschig wurde. Da das Laufspiel nicht funktionierte, versuchten es die Rams nun durch die Luft. Zunächst schien dies auch zu klappen, ein Pass auf Robinson brachte 15 Yards Raumgewinn. Die nächsten beiden Pässe waren jedoch incomplete und schließlich wurde Stafford der Ball aus der Hand geschlagen und die Eagles konnten den Ballbesitz erneut übernehmen.
Hurts und Barkley konnten zwar nicht viel Raumgewinn erzielen und man schaffte nur ein First Down durch einen Pass auf AJ Brown, durch die ohnehin gute Field Position erzielte man allerdings wieder ein Field Goal zum 15-22.
Noch war alles offen, nur 7 Punkte Rückstand. Als die Rams Offense allerdings nach 3 Versuchen den Ball zu den Eagles punteten und Saquon Barkley bereits im ersten Play des Drives 78 Yards bis in die Endzone lief. twitterte sogar der erste Rams Beat Writer bereits "That should be it" (Tweet wurde mittlerweile gelöscht) und auch die Kommentatoren verkündeten "This might send them to the Championship Game". Der Extrapunkt ging erneut daneben. 15-28.
An Aufgeben war noch nicht zu denken, dass ist nicht die Mentalität von McVay und den Rams. Noch 4:36 Minuten zu spielen und alle drei Timeouts. Plötzlich war Rhytmus da, die Pässe kamen an und eine Minute später stand man bereits 2 Yards vor der Endzone der Eagles. Ein Pass auf Colby Parkinson brachte den Touchdown zum 22-28.

Als Jalen Hurts im nächsten Drive von Kobie Turner gesackt wurde und die Rams den Ball mit 2:23 Minuten, jedoch nun ohne Timeouts, wieder zurück bekamen, schien wieder alles offen. Die meisten Fans dürften nun vor dem Fernseher gestanden haben.
Stafford hatte bisher 51 Game-Winning Drives in seiner Karriere, kein aktiver Spieler hat mehr. Nach wenigen Plays gelang Nacua ein spektakulärer Sideline Catch über 37 Yards bis zur Eagles 21. Nach einem 3 Yard Pass auf Kupp gab es eine False Start Strafe gegen Dotson. Nach einem 10 Yard Pass auf Nacua wurde Stafford bei 3&2 jedoch gesacked. Im Finalen Rams Play stand Stafford unter Druck und überwarf Nacua, woraufhin die Eagles abknieten und das Spiel beendeten.

Was lief gut?

Wenn es etwas gutes gibt, dass man aus diesem Spiel mitnehmen kann, dann ist das die Performance unserer D-Line. 7 Sacks gegen die beste Offensive Line der Liga sind eine Ansage. Wie auch letzte Woche gegen die Vikings durfte jeder mal ran. Es wurde sogar zwei Rekorde gebrochen, für die meisten Rookies mit mindestens 1,0 Sacks in einem Postseason Game (4, Braden Fiske, Jared Verse, Omar Speights und Jaylen McCollough) und die meisten Sacks innerhalb der ersten beiden Postseason Games (16). Und auch die Passverteidigung war unschlagbar, nur 65 Yards konnte Jalen Hurts durch die Luft erzielen.

Was lief schlecht?

Doch wer braucht schon Passing Yards, wenn Saquon Barkley allein schon für 205 Yards läuft? Hinzu kommen nochmal 70 Yards von Hurts und 10 von Gainwell. Es waren nur wenige Big Plays, die diese Stats nach oben getrieben haben, das hat jedoch gereicht.
Fast noch entscheidender waren vielleicht die verlorenen Fumbles, welche beide zu Field Goals führten. Das sind genau die 6 Punkte, die die Eagles letztendlich in Führung lagen. Was ebenfalls zu spüren war, war wie einseitig die Passing Offense der Rams aktuell ist. Puka Nacua ist phänomenal, dahinter wird es jedoch dünn. Kupp kann nicht mehr an alte Leitungen anknüpfen und es fehlt eine echte Nummer 2.
Man könnte natürlich dem Wetter die Schuld geben, schließlich sind die Sunny Boys aus LA es nicht gewohnt im Schnee zu spielen, die letzten beiden Drives haben jedoch gezeigt, dass es sogar unter Druck funktionierte, bei diesem Wetter Football zu spielen.

Man of the Match

Der Man of the Match muss aus der Defense kommen. Ich tue mich etwas schwer damit einen speziellen Spieler auszuwählen, Omar Speights oder Kobie Turner hätten es zum Beispiel verdient. Ich entscheide mich jedoch für unsere V8 Engine Jared Verse.

Play of the Game

Auch in diesem Punkt fällt die Entscheidung nicht leicht, der spektakuläre Catch von Robinson wäre eine Gute Wahl, ebenso wie jeder einzelne der 7 Sacks. Auch wenn der Drive letztendlich nicht erfolgreich war, wähle ich den Sideline Catch von Puka Nacua.

Fazit

Eine Saison mit Höhen und Tiefen geht zu Ende. Nach vier Niederlagen aus den ersten fünf Spielen rollte man das Feld von hinten auf und gewann entgegen aller Erwartungen die NFC West. Wer sich alle Spiele live angeschaut hat ist nun wahrscheinlich gefühlt 10 Jahre älter als vor der Saison, denn es gab kaum ein Spiel, dass nicht in den letzten Minuten noch extrem spannend wurde. Jedes Spiel war eine Wundertüte, denn selten haben sowohl die Offense als auch die Defense eine Top Performance geliefert, meist aber zumindest genug um die Spiele zu gewinnen. Gerade in den letzten Games hat sich gezeigt, dass unsere Defense eine Top Unit ist. Vor dem Eagles Spiel konnte man in vier von fünf Spielen den Gegner unter 10 Punkten halten. Das eine Spiel bei dem dies nicht der Fall war, war das Seahawks Spiel, bei dem die Starter geschont wurden. Nahezu alle unsere Rookies haben overperformed und versprechen eine tolle Zukunft für das Team. Jedoch wartet eine spannende Offseason auf uns, denn es gibt bei den Veterans so einige Fragezeichen. Vor allem bei Kupp und Stafford besteht die Möglichkeit, dass wir sie gestern zum letzten Mal im Rams Jersey gesehen haben und auch McVay wollte nach dem Spiel noch nicht bestätigen, dass er nächste Saison als Head Coach zurückkehrt. Doch trotz dieser Ungewissheiten macht vor allem diese junge Defense Lust auf die Zukunft. Wenn es gelingt die Offense in der Offseason zu verstärken, kann man nächste Saison erneut angreifen.