Was nun, Rams?

Die Free Agency und der Draft liegen hinter uns. Mittlerweile haben die ersten offiziellen Trainingseinheiten stattgefunden. Die Rookies finden sich mehr oder weniger besser im Team und auch mit den Anforderungen zurecht, die von ihnen als NFL-Profi erwartet werden. Doch die eigentliche und wichtigste Frage ist: "Wo stehen die Rams"?

Ja, die Offseason war nicht schön, um ehrlich zu sein, war sie furchtbar. Viele beliebte und wichtige Spieler haben keinen neuen Vertrag erhalten. Es mussten knallharte Entscheidungen wie der Trade von Jalen Ramsey gefällt werden. Eben jener Ramsey, Leonard Floyd, Bobby Wagner, Matt Gay und Greg Gaines sind nur einige große und zum Teil beliebte Namen, die nicht mehr für die Rams spielen werden. Ja, die NFL ist eine Liga, in der es mehr um Business als um Sport geht. Aber jeder Fan hat doch auch, und wenn es nur ein kleiner Teil ist, ein Stück Sympathie für den einen oder anderen Spieler. Deswegen tun solche Veränderungen auch unterschiedlich "weh". Manche kommen damit besser klar, jemand anders ist deutlich mehr geschockt über den Abgang seines/ihres Lieblingsspielers. Aber bevor es jetzt zu traurig wird: Vielleicht steckt genau in dieser Veränderung der Beginn einer neuen Sympathie zu den neuen Gesichtern der LA Rams. Jeder, der die Offseason der Rams verfolgt hat, hat mitbekommen, das die Rams vor dem Draft einen dünnen Roster mit nur 44(!) Spielern hatten. Wenig überraschend haben nicht nur die Coaches Probleme, die neuen Gesichter unter den Helmen zu erkennen, sondern natürlich auch wir Fans. Während der drei Drafttage (ok, für Rams Fans nur zwei - gibt ja keinen First Round Pick), drafteten die Rams 14 neue Spieler. 14 Spieler, die ohne Zweifel die vorhandenen Lücken im Roster füllen müssen. Die Spieler sind vielversprechend, ihr könnt diese gerne in unseren Rookie-Vorstellungen genauer unter die Lupe nehmen.

Zusammen mit den 44 verbliebenen Spielern und den 14 gedrafteten Rookies hatten die Rams somit insgesamt 58 Spieler beisammen. Das würde grundsätzlich für einen 53 Man Roster reichen, selbst wenn noch 5 Spieler gecuttet werden. Wenn allerdings u. a. kein Kicker und Longsnapper dabei ist, wird es schwer. Auch für den Preseason-Trainingsbetrieb braucht es mehr Spieler. Nach dem Draft nahmen die Rams noch 26(!) Undrafted Free Agents unter Vertrag. Für diese 26 UDFAs war es nie einfacher, einen Platz in einem NFL-Roster zu bekommen. Wenn die Rams hier ihr Glück behalten, Gott bewahre sie behalten es, dann sind von diesen 26 UDFAs auch Spieler dabei, die zum Starter werden könnten. Einer, der es mit hoher Wahrscheinlichkeit wird, ist Long Snapper Alex Ward. Die Chancen sind nicht nur deswegen hoch, weil er aktuell der einzige Longsnapper im Team ist. Einige Experten vermuteten auch, dass ein Team einen Draftpick investiert, um ihn zu bekommen, da er vor dem Draft als bester Longsnapper galt.

Neben den vielen neuen Spielern gibt es auch einige neue Coaches. Der bekannteste Name dürfte der neue Offensive Coordinator Mike LaFleur sein. Nachdem Liam Coen nach nur einem Jahr seinen Posten wieder aufgab, war Sean McVay gezwungen, einen neuen Coach zu finden. Mit LaFleur hat er einen vielversprechenden Typ gefunden. Mit dem jüngeren Bruder von Packers-Headcoach Matt LaFleur als neuem Offensive Coordinator holt sich Sean McVay ein Stück Kyle Shanahan Kultur in das Coaching Team. LaFleur hat während seiner gesamten Karriere eng mit Shanahan zusammengearbeitet. Von 2015 bis 2016 war er der Offensive Assistant unter Shanahan bei den Atlanta Falcons, ehe er Shanahan 2017 zu den 49ers folgte, um dort Passing Game Coordinator zu werden. Shanahan ist einer der klügsten Offensivtrainer der NFL, daher ist es ein durchaus kluger Move, einen Trainer aus seinem Umfeld zu holen. Wer jedoch jetzt glaubt, das McVay mit LaFleur als neuen Offensive Coordinator, Arbeit oder gar das Playcalling abgeben wird, darf sich schnell wieder von diesem Glauben verabschieden. McVay hat bereits angekündigt, das er das Playcalling weiterhin übernehmen wird. Bleibt zu hoffen, dass die Offense nach letzter Saison wieder in Schwung kommt und ein paar mehr Touchdowns bejubelt werden dürfen.

Mike LaFleur.

Etwas überraschend war es schon, dass Sean McVay den erst vor zwei Saisons verpflichteten Veteran Joe DeCamillis als Special Team Coordinator nicht mehr haben wollte. War er doch eingestellt worden wegen seiner reichlichen Erfahrung als Coach. Chase Blackburn heißt der neue Mastermind für Kickoffs, Field Goals, Punts und Returns. Eine interessante Aufgabe für den jungen Coach Blackburn. Er hat die Aufgabe, ein komplett neues Special Team in Form von Kicker, Punter, Longsnapper und Returner zu bilden. Pluspunkt für ihn, er kann sich das nach seinen Wünschen und Vorstellungen ganz unvoreingenommen zusammenstellen. Welcher Kicker am Ende in die Fußstapfen von Matt Gay treten wird, bleibt vermutlich bis zu den Roster Cuts ein Fragezeichen.

Eine weitere Veränderung gab es bei der Position des Offensive Line Coaches. Ryan Wendell übernimmt diesen Posten künftig. Nach der letzten Saison war es keine große Überraschung, dass es eine Veränderung auf dieser Position geben wird. Wendell war zuletzt Assistant O-Line Coach bei den Bills. Nach seiner achtjährigen NFL-Karriere bei den Patriots und Panthers ist dies ein steiler Aufstieg. Hoffen wir das er die nötige Stabilität in die O-Line zurückbringen kann.

Wie also soll man nach so vielen Veränderungen in diese Saison gehen? Welche Erwartungen darf man haben?

Nun, darauf kann ich keine richtige Antwort geben. Ich für meinen Teil sage, dass das Team zwar viele neue Gesichter hat. Der Kern ist allerdings immer noch derselbe. Angeführt von Head Coach Sean McVay sehe ich dieses Team auf keinen Fall im Verlierer-Modus. Ob es für die Playoffs reicht? Wohl kaum. Wenn dieses Team einen besseren Record erzielt als das Team der Saison 2022, ist das ein absoluter Erfolg, denn kaum einer hat vermutet, das das Team so etwas schafft. Dieses junge Team kann in der Saison 2023 eine Basis schaffen, auf der sich in Zukunft hoffentlich wieder eine Vince Lombardi Trophy stemmen lässt.

Blog