WEEK 14
07.12.25
@
State Farm Stadium
Glendale,Arizona

Das Divisionsduell in der Wüste: eine klare Angelegenheit?

Nachdem die Los Angeles Rams überraschend in Carolina ihre dritte Niederlage erlitten haben, treten sie nun die Reise in die Wüste Arizonas an. Am 2. Advent trifft man in Glendale auf die Cardinals. Es ist das vierte von sechs Spielen innerhalb der eigenen Division für die Rams und das erste von zwei Duellen gegen die roten Vögel. Im letzten Aufeinandertreffen gab es einen zähen 13:9-Erfolg für das Heimteam in LA, mit welchem die Rams die letztjährigen Playoffs klar machten. Diese Saison ist Arizona bereits eliminiert und steht mit 3 Siegen aus zwölf Spielen enttäuschend auf dem letzten Platz der Division.

Über die Cardinals

Division: NFC West
Record: 3-9
Standing: 4th
Key Players: TE Trey McBride, EDGE Josh Sweat, CB Will Johnson

Offense

Seit der Verletzung des eigentlichen Quarterbacks der Cardinals, Kyler Murray, hat Jacoby Brissett nun das Ruder übernommen. Er bestritt bisher 7 Spiele als Starter und blieb dabei nie unter 250 Passing Yards. Das beschreibt die Offensive unter Coordinator Drew Petzing ganz gut. Die Cardinals sind unter Brissett noch mehr im Passspiel aktiv als zuvor und der eigentliche Backup bringt darin auch mehr Ertrag. Brissett stellte erst vor 3 Wochen einen NFL-Rekord mit 47 (!) Completions in einem einzigen Spiel auf. Seine Vorzüge sind deutlich: Während Kyler Murray auch aufgrund seiner Körpergröße nicht besonders gut war, wenn die Pocket eng wurde, kann Jacoby Brissett genau das liefern. Obwohl die Offensive Line in den letzten sechs Spielen bei einem Viertel der Dropbacks Druck zugelassen hat, brachte Brissett nur einmal weniger als 67 Prozent seiner Bälle an.

Seine Reciever müssen sich nicht verstecken: Trey McBride ist aus der ligaweiten Top 5 seiner Position nicht wegzudenken und führt die NFL auch in Fantasypunkten unter Tight Ends an. Gepaart wird er mit dem großen Namen Marvin Harrison Jr. und dem Target der letzten Wochen: Michael Wilson. Während Harrison zwar Potential aufblitzen lässt, fehlen ihm sowohl die Konstanz Woche für Woche als auch die durchgehende Verfügbarkeit aufgrund von Verletzungen. Auch gegen die Rams wird "MHJ" ausfallen - ein herber Verlust für Drew Petzings Offense. Wilson hingegen hatte über die letzten drei Spiele ohne Harrison 28 Catches bei 40 Bällen in seine Richtung für 339 Yards, darunter ein Megaspiel gegen die 49ers. Vor drei Wochen fing er nämlich 15 Pässe für 185 Receiving Yards. Vielleicht kann Wilson die Konstante werden, neben der Marvin Harrison fortan brillieren kann - vielleicht.

Brissett wurde im Durchschnitt viermal pro Spiel gesackt, denn besonders mobil ist der 33-jährige QB nicht mehr. Dazu kommt, dass die O-Line von Arizona bestenfalls im unteren Ligamittelfeld anzusiedeln ist. Das ist auch im Laufspiel zu spüren: Die Cardinals erzielen nur etwa 100 Rushing Yards pro Spiel und sind damit Platz 24 in der NFL. Letzte Saison war James Conner der klare RB1 im Team, während Trey Benson und Emari Demercado Snaps als Ergänzungsspieler sammelten. Der Plan sah ähnlich auch in diesem Jahr aus, allerdings verletzte sich Conner früh in der Saison schwer am Knöchel und so mussten Bam Knight, Demercado und auch Michael Carter versuchen, dessen Rolle auszufüllen. Richtig geklappt hat das selten, und wenn, dann kam zum Beispiel der Fumble von Emari Demercado an der 1-Yard-Linie zur Unzeit. Das Backfield ist jede Woche schwer zu prognostizieren, zumindest in puncto Workload der Jungs aus der zweiten Reihe. Dieses Matchup bietet der Rams Defense definitiv die Möglichkeit, nach zuletzt drei schwachen Spielen gegen den Lauf neues Selbstvertrauen mit Big Plays zu sammeln.

Defense

Die Verteidigung der Cardinals wird von Headcoach Jonathan Gannon und Defensivkoordinator Nick Rallis betreut. Analog zur Offensive ist man hier nicht besonders herausragend. Nach zugelassenen Punkten pro Spiel findet man sich mit 25,3 auf Rang 24 wieder und obwohl die Vorzeichen letztes Jahr leicht positiv waren, ist die Entwicklung der Unit mittlerweile höchstens stagniert. Die Sackzahlen bewegen sich im unteren Drittel der Liga. Ohne EDGE Josh Sweat würde man gerade so auf einen Sack pro Spiel kommen. Sweat ist der mit Abstand produktivste Passrusher in der Line und wenn die Cardinals Druck machen, dann quasi nur wegen ihm. Mit 11 Sacks steht er auf Rang 3 in der NFL und wenn er auf dem Feld steht, ergeben sich auch Räume für den erfahrenen Calais Campbell oder Darius Robinson. Rookie-DT Walter Nolen, der bereits die ersten 7 Spiele verpasste, wird auch am Sonntag im Passrush fehlen.

Wenn Arizona keinen Druck auf Matthew Stafford bekommt, müssen die hinteren Spieler der Defense liefern. Im Draft konnte man sich Cornerback Will Johnson aus Michigan sichern, der bei vielen Experten als Positionsbester galt. Außerdem gilt es auch immer auf Safety Budda Baker zu achten, denn der Veteran ist überall auf dem Feld. Er trug mit einer Interception, einem halben Sack und der Beteiligung an 87 Tackles bisher schon viel zur Gesamtleistung der Defense bei und ist langjähriger Führungsspieler. Neben Johnson und Baker ist das defensive Backfield aber nicht namhaft besetzt. Puka Nacua und Davante Adams könnten hier beide wieder mal ein starkes Spiel haben - sofern beide fit sind.

Die Matchups

Rams Run Defense vs. Cardinals Run Offense
Wenn die Cardinals die Rams Defense im Laufspiel ebenso wie zuletzt die Seahawks, Buccaneers und Panthers verwunden können, wird das die Räume für Pässe öffnen. Dafür müssen sowohl die O-Line als auch die Backs liefern. Für die Rams hingegen ist es die große Chance, neues Selbstvertrauen aufzubauen und die Runningbacks zu kontrollieren. Das Selbstvertrauen in die eigene Qualität wird auch in Richtung Playoffs eine große Rolle für die Defense von Chris Shula spielen.

Rams CB Emmanuel Forbes Jr. vs. Cardinals WR Michael Wilson
Emmanuel Forbes hatte bis hierhin ein starkes Jahr - bis letzte Woche, wo er gleich zweimal für Touchdowns geschlagen wurde. Jetzt muss der ehemalige Firstroundpick zeigen, dass er dauerhaft in der NFL bestehen kann. Gegen Arizona wird sein wichtigster Gegenspieler bereits erwähnter Michael Wilson. Dieser ist ein großer Reciever, der aktuell super in die Offense eingebunden ist. Ihn in Schach zu halten, kann spielbestimmend werden. Denn ich traue den Rams Defensive Backs ohne Captain Quentin Lake nicht zu, Trey McBride dauerhaft aus dem Ballgame zu nehmen.

Rams Offense vs. Cardinals Defense
Auf dieser Seite des Balls mache ich mir keine Sorgen. Die Rams Offense tat sich nur gegen die Seahawks schwer, den Ball kontinuierlich zu bewegen. Gegen diese Cardinals gibt es nichts, was Sean McVay hart ins Grübeln bringen sollte. Allerdings erzielte man 2024 in den beiden Aufeinandertreffen überraschend nur 13 und 10 Punkte. Es gilt also dennoch, vom ersten Snap an hochkonzentriert und ernsthaft einen guten Auftritt zu zeigen und insbesondere die Turnover nach letzter Woche zu minimieren.

Injury Report

Fazit

Die Rams sollten gegen Arizona einen Sieg einfahren. Zwar konnten die Cardinals viele Spiele eng halten, selbst dann verloren sie aber 7 Spiele mit höchstens fünf Punkten Abstand. Los Angeles muss versuchen, das Spiel von Sekunde 1 in die Hand zu nehmen. Die Qualität dazu haben sie definitiv, denn die Top-5-Offense und starke Defense müssen sich auch nach der überraschenden Niederlage von Charlotte nicht verstecken.
Unabhängig vom Spiel sollten die Tage für Cardinals Headcoach Jonathan Gannon gezählt sein. Im dritten Jahr des "Rebuilds" steht man mit 3-9 wieder weit oben im Draft und weit weg von den Playoffs. Das ganze auch noch mit einem teuren Quarterback, der dem Team auch in seinem siebten Jahr nicht den verhofften Sprung geben konnte. Aufgeben wird Arizona dennoch nicht, auch wenn alles nach einem Neustart aussieht. Daher gilt es am Sonntag um 22:25 Uhr deutscher Zeit, das StateFarm Stadium in Glendale zum RAAAAMS HOUSE zu machen.