WILD CARD
14.01.24
@
Ford Field
Detroit, Michigan,

Das bittere Ende einer tollen Saison

Gut, aber nicht gut genug! So könnte man das Playoff-Spiel der Rams in sehr gekürzter Version vielleicht zusammenfassen. Wir haben zwei komplett verschiedene Halbzeiten gesehen, in der ersten ein Offensiv-Feuerwerk, in der auf beiden Seiten regelrecht das Feld runtermarschiert worden ist, während in der 2. Halbzeit beide Defenses sich stark erkennbar darauf eingestellt hatten und beide Seiten keinen Touchdown mehr zuließen. Für neutrale Zuschauer war das Ganze sicher ein äußerst interessantes, spannendes und hitziges Duell, aus Sicht der Rams leider eine bittere Niederlage, die definitiv vermeidbar gewesen wäre und in man sich an die eigene Nase fassen und fragen muss, wieso ein weiteres Rekord-Game von Puka Nacua (181 Receiving Yards in seinem ersten Playoff-Spiel) trotzdem nicht gewonnen werden konnte.

Spielverlauf

Die Lions bekamen zuerst den Ball und zeigten keinerlei Nervosität in ihrem ersten Playoff-Heimspiel seit 30 Jahren, etablierten sowohl Lauf- als auch Passspiel in ihrem ersten Drive so gut, dass sie - ohne auch nur eine 3rd Down Conversion zu brauchen - das Feld runtermarschierten und den ersten TD erzielten. Die Rams ihrerseits kamen ebenfalls stark mit der Offense raus, standen nach ein paar schönen Pässen und einer geschenkten "personal foul" Flagge an der 6 Yard Linie, versuchten keinen einzigen Lauf und warfen drei mal incomplete, so dass man sich mit einem Fieldgoal begnügen musste, das angesichts des Endstandes natürlich doppelt schmerzt.

Detroit mit ihrem 2. perfekt gescripteten Drive schafften es wieder, sich ziemlich problemlos durch die Defense zu bewegen. Selbst bei 1st and 20 fand Goff direkt seinen deutschen WR Amon-Ra St. Brown und wenig später klingelte es erneut in der Endzone der Rams. Die Mannschaft aus Los Angeles wusste bis dato weder in der Passverteidigung noch gegen den Lauf etwas anzufangen, wurde regelrecht überrollt und man merkte, man muss hier Feuer mit Feuer bekämpfen, sprich selbst konsistent Punkten, sonst droht das Spiel sehr schnell einseitig zu werden. Der nächste Drive startete im wahrsten Sinne des Wortes holprig, den Stafford stolperte über seinen eigenen Fuß und man hatte die undankbare 2nd & 19 Situation, die aber im 3. Versuch mit einem Pass auf Robinson überbrückt werden konnte. Was folgte war wieder einmal Magie vom feinsten, Stafford fand niemand geringeren als Puka Nacua für einen 50-Yard-TD und man verkürzte wieder auf 10-14.

Leider, und mittlerweile machte man sich wirklich Gedanken wie man das stoppen soll, wurde die Rams Defense ein drittes Mal überrollt. Halblange Pässe zwischen 14 und 16 Yards, Runs, die ebenfalls alle über 6 Yards brachten, führten zum erneuten Touchdown für die Lions.
Jetzt galt es, vor der Pause noch nachzuziehen, um nicht abreißen zu lassen und mit Ballbesitz in der 2. Halbzeit das Spiel zur ganz engen Kiste zu machen. Stafford ließ sich nicht bitten, feuerte direkt einen 21-Yard-Pass auf Puka raus, der damit jetzt schon bei 106 Yards stand. Wenig später zeigte sich McVay mutig, ließ 4th & 5 ausspielen und wurde belohnt, Cooper Kupp fing den Ball und hielt den Drive am Leben. Tutu Atwell beendete den Drive im nächsten Play, indem er denn Ball von Stafford vom Himmel pflückte und mit einem 38-Yard-Touchdown den Spielstand wieder verkürzte, zweites Big Play!

Nun konnte man endlich auch mal die Lions stoppen, die zwar 2&25 noch in einen First Down umwandeln konnten, aber 3 Plays später vom Feld mussten. Das war der erste Punt überhaupt im Spiel, kurz vor Ende der ersten Halbzeit. An der eigenen 5 startend, riskierte McVay nicht mehr viel und so ging es mit 17-21 in die Pause.

Das Spiel veränderte sich nun deutlich. Waren in der ersten Halbzeit beide Offensiven das Feld gnadenlos runter gerannt, so schickten uns die Lions direkt nach der Pause mit Three & out vom Feld. Auch die Rams hatten ihre Gegner deutlich besser im Griff, vor allem gegen den Lauf klappte es besser. Sie schafften es, Detroit auf ein langes Fieldgoal zu beschränken, das allerdings aus 54 Yard verwandelt wurde und somit bauten die Lions ihre Führung aus. Im nächsten Drive der Rams konnte man das Laufspiel mehr etablieren, fand eine gute Mischung zwischen Pass und Lauf und RB Ronnie Rivers (Kyren Williams war nach einem heftigen Hit für den Moment nicht auf dem Feld) wusste in dieser Phase zu überzeugen. Abermals allerdings scheiterte man in der Redzone, musste sich auf ein Fieldgoal beschränken und zu allem Übel musste Stafford auch noch einen harten Hit einstecken, der ihn vorübergehend ins blaue Zelt beförderte.

Die Lions ihrerseits konnten offensiv von nun an nicht mehr viel produzieren. Goff stolperte beim 3. Versuch und der Ball wurde daraufhin zurück zu den Rams gepuntet. Williams, der wieder im Spiel war, startete den Drive direkt mit einem 15 Yard Run. Es folgten abermals gute Pässe auf Nacua, einmal für wichtige 9 Yards, wenig später für 22 Yards und schon wieder stand man in der Redzone, an der 13 Yard Linie der Lions. Abermals konnte man es aber nicht zu Ende bringen, zunächst ein Run für Minus 1 Yard, ein kurzer 3 Yard Pass und eine Incompletion führten erneut nur zum Fieldgoal, dass das Spiel allerdings immerhin auf 23-24 ganz eng machte.

Die Defense, mittlerweile echt super auf die Lions eingestellt, schickte deren Offense mit 3 & out vom Feld und damit hatte man es jetzt selber in der Hand, endlich das erste Mal in diesem Spiel die Führung zu übernehmen. Nach einem kurzen Pass auf Puka, schafft dieser einige Yards after Catch und brachte und mit den 35 Yards direkt bis kurz an die Mittellinie. Auch der nächste Pass auf Rivers brachte 15 Yards und so stand man an der 40 der Lions. Es folgte ein Pass auf Higbee, der sehr hart am Knie getackelt wurde. Mit Verdacht auf Kreuzbandriss musste er vom Feld. Kupp fing den Ball für weitere 6 Yards, und an der 34 war man vermeintlich ja schon in machbarer Fieldgoal-Range. Ein Offensiv-Holding, gefolgt von einem Incomplete Pass, bei dem Puka Nacua allerdings kurz, jedoch entscheidend am Trikot gehalten wurde und dafür keine Flagge bekam, ließ die Rams allerdings punten und Detroit bekam den Ball mit 4:07 Minuten Rest. An diesem Punkt muss leider erwähnt sein, dass die Rams zwei Timeouts früher im 3. Quarter "verschwendet" hatten, welche der enormen Lautstärke im Stadion und der daraus folgenden Miss-Kommunikation zu schulden war. So reichten den Lions 2 First-Downs, um das Spiel zu beenden und ihrerseits in die Divisional Round einzuziehen.

Was lief gut?

Die Offense war von Anfang an da, wusste mit der Scoring-Power der Lions im ersten Durchgang mitzugehen und ihrerseits Big-Plays zu kreieren um das Spiel offen zu halten. Sowohl Stafford als auch Nacua machten mal wieder ein Wahnsinnsspiel, Stafford mit 367 Yards, allein die Hälfte davon kamen auf Puka.
Die Defense wusste sich in der 2. Halbzeit klar zu bessern. Sie haben sich sehr gut auf das Spiel der Lions angepasst, und ließen in der zweiten Halbzeit nur noch 3 Punkte zu.

Was lief schlecht?

Die starke O-Line der Lions hat uns kontrolliert, wir konnten sehr selten bis gar nicht Druck auf Goff generieren.
Das Laufspiel der Rams ist nie wirklich ins Rollen gekommen. Am Ende steht man nur bei 68 Yards Rushing, gegenüber den 367 Yards im Passing. Das Playcalling von McVay möchte ich nicht unbedingt ankreiden, denn wir haben in dem Spiel insgesamt 425 total Yards, daher hat er nicht viel falsch gemacht. Allerdings hat man sich in der Redzone schon gedacht, warum man denn z.B. bei 1st & Goal im ersten Drive den nicht erstmal einen Lauf called? Wieso 3x Passen? Wir haben dreimal in der Redzone gestanden und dreimal keinen TD erzielt, was am Ende bei einem Defizit von nur einem Punkt natürlich eine gewisse Tragik hat.

Play of the Game

Da das ganze Spiel ohne Turnover von statten gegangen ist, es somit nicht unbedingt einen Gamechanger gab, ist für mich der schöne 50 Yard TD von Puka Nacua das Play of the Game, da es uns nicht früh im Spiel hat abreißen lassen.

Man of the Match

Dieser Mann spielt sein erstes Jahr in der NFL. Dieser Mann bricht sämtliche Rekorde in der regular Season. Dieser Mann macht sein erstes Playoff-Spiel und haut direkt 181 Yards bei 9 Receptions raus?!? Gebt diesem Mann den Orden, den er verdient hat! Man of the Match geht wieder einmal an Puka Nacua!

Fazit

Das Spiel war gewinnbar, da brauchen wir uns alle nichts vormachen. In der ersten Halbzeit Defensiv überrollen lassen, vorne in der Redzone Nerven gezeigt. Die Reise endet nun also in Detroit, nach einer Saison, in der so vieles passiert ist. Wir haben alle nicht viel erwartet, wurden Woche für Woche begeistert, haben anfangs die Spiele teilweise dumm verloren, haben dann einen unglaublichen Run hingelegt und gezeigt, dass in diesem Team Potential steckt. Genauso wie dem Team, bleibt mir eigentlich auch nur Danke zu sagen, an alle, die dieses Team unterstützen, die das ganze Jahr mitgefiebert haben, und ganz besonders denjenigen, die genauso bekloppt sind wie ich und sich das Spiel Sonntag Nacht ab 2 Uhr reingezogen haben!